Melinda Nadj Abonji: «Schildkrötensoldat»
Vom sanften Widerstand der Fantasie gegen die Beschränkungen eines Systems, das nur Befehl, Gehorsam und Unterwerfung kennt, erzählt Melinda Nadj Abonji in ihrem neuen Roman «Schildkrötensoldat» (Suhrkamp) – in eindringlichen Bildern und einer schwingenden, musikalischen Sprache. Zoltan Kertesz ist der Aussenseiter in einem kleinen Ort in Serbien. Als Kind ist er dem Vater vom Motorrad gefallen, und der Bäcker, dem er die Mehlsäcke nicht schnell genug durch die Backstube schleppte, hat ihm den Kopf blutig geschlagen. Als 1991 der jugoslawische Bürgerkrieg ausbricht, sehen das die Eltern als Chance für ihren Sohn: In der Volksarmee soll der «Idiot» zum Mann und Helden werden. Aber Zoltan passt auch dort nicht ins System ...
Moderation: Hans Ulrich Probst (Literaturkritiker).